taz Köln

 

taz köln, 04. April 2002

Wacht am Heumarkt

Der Kölner Rechtsextremist Manfred Rouhs lädt seine Kameraden im Juli
zum "Pressefest" nach Köln ein und verspricht "Viking-Rock vom Feinsten"

Von MARCUS MEIER

Stumm und fast regungslos verharrte Sänger "Jay Kay" alias Josef Maria
Klumb auf der Bühne des 8. Leipziger Wave-Gotik Treffens im Juni 2000,
schwenkte eine Fahne mit der "Schwarzen Sonne", einem SS-Symbol, während
aus der Konserve Lieder seiner Band "Von Thronstahl" abgespielt wurden.
Grund seiner Mikrofon-Abstinenz: Heldenstadt-Bürgermeister Holger
Tschense hatte dem Musiker, Texter und selbst ernanntem
"Individual-Faschisten" einen Maulkorb verpasst: Es habe die Gefahr der
"Verbreitung rechtsextremistischen Gedankenguts" bestanden. Zwei Jahre
später will Klumbs Grufti-Combo nun auf dem Kölner Heumarkt auftreten,
mit Titeln wie "Das neue Reich" oder "Wider die Masse".

In die Domstadt geladen hat ihn Manfred Rouhs, Herausgeber der rechten
Postille Signal. Der einstige Funktionär der NPD-Jugendorganisation
"Junge Nationaldemokraten", später Ratsherr der "Republikaner", dann von
deren Rechtsabspaltung "Deutsche Liga für Volk und Heimat" (DLVH), ist
heute Kopf der "Bürgerbewegung pro Köln". Für das letzte Juni-Wochenende
mobilisiert Rouhs zum Signal-Pressefest, das zum ersten Mal in Köln,
nämlich am Heumarkt, stattfinden soll. "Künftig wird immer in Köln
gefeiert."

Doch nicht nur der gegen "Zionismus" und "Hochfinanz" wetternde Klumb
(Rouhs: "völlig unbedenklich") soll vor dem Reiterdenkmal von Friedrich
Wilhelm III. aufspielen, sondern auch die Gruppe "Nordwind" - sie
dröhnte bereits im letzten Jahr für Rouhs. Der Verleger schwärmt auf
seiner Homepage: "Viking-Rock vom Feinsten, das volle Programm! Den
Gassenhauer "Stiefel auf Asphalt" mußten Ronny und seine Truppe ein
halbes Dutzend Mal wiederholen."

Als Redner vorgesehen sind neben Rouhs der ehemalige Kronprinz Franz
Schönhubers bei den "Republikanern", Harald Neubauer, sowie Alfred
Mechtersheimer, der seit langem auf vielen rechten Hochzeiten tanzt. Auf
dem Heumarkt will er die Frage beantworten, "wie wir den ökonomischen
und moralischen Niedergang Deutschlands aufhalten können".

Das Signal-Pressefest ist leider nicht das einzige rechtsextreme
Ereignis im Juni in Köln. Für den 1. Juni hat die nach einem SA-Mann
benannte "Kameradschaft Walter Spangerberg"; einen Demonstrationszug in
der Domstadt angemeldet, wie ein Sprecher der Kölner Polizei bestätigt:
"Angemeldet ist der Aufzug, alles weitere muss man sehen."

Anlass ist der 60. Jahrestag des ersten "Tausendbomber-Angriffs"auf
Köln, das Motto lautet: "Kein Vergeben, kein Vergessen. Bestraft endlich
alliierte Kriegsverbrechen." Axel Reitz, "Führer" der Kameradschaft nahm
übrigens an der Wahlkampfkundgebung von Rouhs DLVH im September 1999 in
Kalk teil.

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